Vom Über­arbeiten und was der Borretsch damit zu tun hat

Borretschpflanze mit blauen Blüten an einer Laterne

Der Borretsch wächst bei uns im Garten immer, wo er will. Dieses Mal an der Laterne. Ich mag diese eigenwillige Pflanze ja, nicht nur im Salat ;-). Ich finde, die Blüten sehen aus wie ein Gesicht oder wie ein Vogel, der die Schwingen ausbreitet.

In meinen Kinderbüchern „Lea Lavendel und das Gänseblümchenwunder“ und „Lea Lavendel und der magische Honig“ kommen auch ganz viele Blumen vor.🌻 Bevor ich ein Manuskript ins Lektorat gebe, überarbeite ich noch mal gründlich. Dabei fallen mir auch immer noch selbst ein paar neue Ideen ein. Meistens nachts. Deshalb liegen Block und Stift auch auf dem Nachttisch bereit. Schreiben hat nämlich nix mit einsamer Autor im Elfenbeinturm zu tun. So ein Buch ist immer ein Gemeinschaftsprojekt.

Überarbeiten ist für mich wie Feinschleifen und Polieren, den Text zum Glänzen bringen. Und man muss dabei auch loslassen können, akzeptieren, dass man für den Moment sein Bestes gegeben hat. Und bereit sein, das Buchbaby dann in die Obhut anderer zu geben, die es fein einkleiden. Was nicht heißt, dass mir bei der Fahnenkorrektur oder nach Druck nicht noch Sachen einfallen, die ich dann anders gemacht oder formuliert hätte. 😊

Überarbeiten in vier Schritten

Beim Überarbeiten gehe ich immer in vier Schritten vor.

  1. Schritt: Ich gehe systematisch die Anmerkungen der Testleser und der Lektorin durch und prüfe, wo es noch hakt. Dabei kann es vorkommen, dass ich eine ganze Szene oder auch manchmal ein ganzes Kapitel umschreibe. Denn jede Änderung wirkt sich wiederum auf die nachfolgenden Sätze aus und mir ist es auch wichtig, dass der Text einen gewissen Rhythmus hat.

  2. Im zweiten Schritt arbeite ich gern mit Papyrus Autor, das mir Tipp- und Grammatikfehler anzeigt und auch Wortwiederholungen. Alles, was mir das Programm ankringelt, gehe ich durch und prüfe, ob ich es so lassen möchte oder nicht. Praktisch, nicht nur für Kinderbücher: Papyrus Autor hat auch einen Lesbarkeitsindex, der mir anzeigt, wie leicht oder schwer verständlich mein Text ist.

  3. Im dritten Schritt drucke ich mir den Text aus, und zwar in einer anderen Schrift und manchmal auch in einer anderen Farbe. Und zwar so, wie es später auch im Buch aussehen würde, also doppelseitig. Außerdem ist es mir wichtig, dass ich ein paar Tage Abstand hatte und so mit frischem Kopf rangehen kann. Änderungen trage ich mit Bleistift ein und übertrage sie dann in den PC.

  4. Nach dem Übertragen wandert der ganze Text noch mal durch den Duden Korrektor, um letzte Fehlerchen auszumerzen. Vor allem Kommas sind eine Schwachstelle bei mir.

Und das ganze noch einmal

Schritte 2 bis 4 arbeite ich übrigens auch durch, bevor ich den Text ins Lektorat oder zu Testlesern schicke. Und Schritte 3 und 4 dann noch mal, wenn die Fahnenkorrektur kommt. Das heißt, wenn der Text fertig gesetzt ist, so wie er später gedruckt werden soll.

Wenn ich ein Buch übersetzen darf, gehe ich ähnlich vor. Nur, dass der übersetzte Text nicht zu Testlesern geht.

Das heißt, im Prinzip überarbeite ich jeden Text ungefähr 7 bis 9 mal. Ich glaub allerdings, so richtig fertig wird man nie. Aber dafür gibt es ja dann zum Glück die Lesungen. 😎 Und wenn man Glück hat, entwickelt sich das Buch so prächtig wie der Borretsch und macht den Lesern und Leserinnen ebenso viel Freude wie mir die bunten Blüten, die meine Fantasie hat treiben lassen 😊